In der Pause steckt Klangkraft-Workshop des DHV

Akkordeon-Workshop mit dem Komponisten Ralf Schwarzien gibt Einblicke in Dynamik und Artikulationsgestaltung

Zwei Jahrhunderte später hat dieses Zitat des Dirigenten und Komponisten Gustav Mahler nichts von seiner Gültigkeit verloren: „Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.“ Zielt dabei die Metapher auf den besonderen Zauber des Musizierens, der in dem Moment entsteht, wenn sich Druckerschwärze in Klang verwandelt, so widmete sich ein zweitägiger Workshop des Deutschen Harmonika Verbands in Pfinztal einem diesbezüglich abgeänderten Ansatz, der lautet: „Was nicht in den Noten steht.“

50 Akkordeonspieler von Köln bis Weil am Rhein gehen in der Kulturhalle in Berghausen dieser musikalischen Suche nach. Und ja, sie wollen ihn einfach mal kennenlernen, mit ihm zusammen musizieren, sehen, wie er arbeitet, erklärt Silke Storz aus Heilbronn zur Wunschbegegnung mit Dozent Ralf Schwarzien, der als Komponist und Arrangeur von Werken für Akkordeonorchester in der
Szene bekannt ist. Die stilistischen Besonderheiten oder Eigenarten des Barock oder der Spätromantik erklingen zu lassen, ist für die Musikerkollegin Anja Baumgärtner eine besondere Erfahrung, da diese Stücke vor der Zeit des Tasteninstruments komponiert wurden.

Gerhard Girrbach, Bezirksvorsitzender vom Deutschen Harmonikaverband Bezirk Karlsruhe und Kassierer des Harmonikarings Berghausen, der die Bewirtung der musikalischen Gäste übernommen hat, freut sich über die hohe Teilnehmerzahl beim sechsten Workshop unter der Leitung von Schwarzien, dem vereinseigenen Ausbilder und Dirigenten aus Knittlingen. Die 16-jährige Sarah Faulhaber ist die jüngste Teilnehmerin am Workshop und nutzt die Gunst der Stunde, um zusammen mit ihrem Papa einmal in so einer großen Besetzung zu spielen. Die Keyboarderin wird bald zum ersten Orchester des Vereins gehören. Beim Glissando im schnellen C-Dur, dem „grenzwertigen Spiel zwischen Nagellack und Tastatur“ ruhig Tempo zu machen, auch wenn Fehler passieren, rät Schwarzien, als der Sportpalastwalzer angestimmt wird. „Was gut oder schief klingt, hängt nicht zuletzt vom Bekanntheitsgrad des Stücks ab“, so der Leiter des Niedersächsischen Landesauswahlorchesters. „Schleicht sich bei einem bekannten Stück ein Fehler ein, verbessert das innere Ohr diesen, während hingegen unbekannte Stücke nicht zurechtgespielt werden können.“

Mit Witz, Know-how und großer Spielfreude zeigt der Dirigent anhand eines musikalisch breitgefächerten Repertoires, welche Klangkraft in der Pause hörbar wird, welche Besonderheiten in der Notation als „Näherungsschrift“ stecken, wie Tempo, Dynamik und Artikulationsgestaltung aufeinander abgestimmt das hörbar machen können, was nicht in den Noten steht. Und zur Musik macht, die berührt.

Susanne Dürr (BNN)